Bottensee  -  Magmatite  -  "Bottnischer" Gneisgranit

Das von Hesemann aus Geschiebestudien bestimmte und beschriebene Gestein (1939) wird in der finnisch-schwedischen Geologie nicht erwähnt  - übrigens ebenfalls nicht in der 2. Auflage des Hesemann-Buches (1975). Weiterführende Referenzen gibt es daher nicht. Es kann also nur den Angaben in Zandstra (1988) gefolgt werden.
Da häufig rote (mehr oder weniger deformierte) südschwedische Alkalifeldspatgranite als Bottensee-Gneisgranite bestimmt werden, wird hier ein potentieller Geschiebefund dieses nicht unproblematischen Gesteinstyps gezeigt. Wichtigstes Merkmal ist der zuckerförmig granulierte Quarz.
Geschiebe dieses Typs werden von Hesemann und Zandstra als in ostbaltischen Geschiebegesellschaften enthalten beschrieben, keine Funde werden jedoch von Åland gemeldet. Insofern liegt die Herkunft wahrscheinlich nicht in der Bottensee, sondern südlicher.
Auf Grund der mangelhaften Quellenlage ist dieses Gestein wie auch weitere deformierte Alkalifeldspatgranite nicht als Leitgeschiebe einzustufen.
 
Geschiebefund, Sgl. R. Hanning:
 
  "Bottnischer" Gneisgranit
   (det. J. G. Zandstra),
   polierte Fläche,
   Geschiebefund, Kiesgrube
   Ottmarsbocholt, NRW,
   Sgl. R. Hanning
 
Beschreibung aus Zandstra 1988 (S. 102):
Bottnischer Gneisgranit
"Kombination von fein granuliertem, hellem Quarz und großen, roten, in der Verwitterung gelb fleckigen Feldspäten; Quarz bildet ein, oftmals etwas gedehntes Netzwerk rund um die glänzenden Feldspäte; vereinzelte Biotitanhäufungen.

Das hier beschriebene Gestein hat einen sehr eigenen Charakter. Kein einziger anderer fennoskandinavischer Gneis, Gneisgranit oder deformierter Granit gleicht diesem ostbaltischen Typus. Die Masse besteht beinahe ausschließlich aus Quarz und Feldspat. Der grau, gelb oder bläulich getönte Quarz bildet fein granulierte Anhäufungen. Der grau-, braun- oder dunkelrote Feldspat scheint auf den ersten Blick weniger stark durch Druck verändert als der Quarz; die Kristalle sind häufig noch deutlich säulenförmig oder breit eckig, und der Glanz ist auffallend stark. Mitunter bilden diese Kalifeldspäte Karlsbader Zwillinge. Neben dem hier genannten Feldspat (grob perthitischer Mikroklin) kommen vereinzelt kleine, mit der Lupe meist nicht nachweisbare, eigenständige Plagioklaskristalle vor. Biotit ist in der Regel in geringen Mengen vorhanden; in kleinen Geschieben ist von diesem Mineral sicher oft nichts wahrzunehmen. Wenn der Biotit mengenmäßig zunimmt, bildet er gestreckte Konzentrationen aus feinen Schüppchen; manchmal ist eine beginnende Serizitisierung festzustellen. Diese Biotitaggregate sind in der Regel klein und nur ausnahmsweise wenige cm lang. Flussspat kommt sporadisch vor, Erzkörner sind selten.
Meistens bildet der Quarz ein geschlossenes, grobes, „gelbes“ oder „weißes“ Netzwerk rund um die roten Feldspäte; dieses Netzwerk ist gewöhnlich mehr oder weniger gestreckt. Manche Varianten zeigen eine stärkere Lineatur durch Abwechselung von grauweißen Quarz- und roten Feldspatlagen. Der Quarz liegt dann wie ein Netz um die langen Feldspatlinsen. Oft gibt es Scherflächen, die mit Neukristallisationen (wie u. a. Feldspat, Quarz, Glimmer) überzogen sind; Mörtelbildung tritt häufig auf. Mikroskopisch wird ersichtlich, dass der Kalifeldspat im Allgemeinen einen Umwandlungsprozess durchgemacht hat. Von diesem durch Hesemann (1939) eingeführten und damals als „grobkörniger Aplitgneisgranit“ bezeichneten Gesteinstypus ist die Herkunft nicht bekannt.
Geschiebefunde verweisen darauf, dass Häufungen von diesem Gneisgranit stets an Plätzen auftreten, wo extrem viel ostbaltisches Material vorkommt (in den Niederlanden Hondsrug, Mittel- und Nord-Drente, Ost-Groningen und östliches Twente). Vom finnischen Festland und von Åland ist der beschriebene Typus nicht als anstehend bekannt. Die Theorie eines Ursprungs am Boden des Bottnischen Golfs (Auffassung von Hesemann, 1939) scheint von daher berechtigt. Geschiebe haben bis Faust- oder Kopfgröße."
Zandstra J. G. 1988: Noordelijke kristallijne gidsgesteenten, E. J. Brill 1988
 
 
       
Literatur:
Veltheim, V. 1962: On the pre-Quaternary geology of the bottom of the Bothnian Sea. No. 200. Helsinki, 1962.
Winterhalter et al. 1981: Geology of the Baltic Sea in: The Baltic Sea (Hrsg. A. Voipio). Elsevier oc. series.
Zandstra J. G. 1988: Noordelijke kristallijne gidsgesteenten, E. J. Brill 1988
Zandstra J. G. 1999: Platenatlas van noordelijke kristallijne gidsgesteenten, Backhuys Leiden