Dänemark  -  Bornholm  -  Paradisbakke-Migmatit

Das früher (Callisen, v. Bubnoff u. a.) zu den Graniten gerechnete ungewöhnliche, weiß-schwarz geflammten Gestein in den Paradisbakkerne im Nordosten von Bornholm wird heute petrographisch zutreffender als Migmatit bezeichnet  - mit der Einschränkung, dass die für einen Migmatit typischen Deformationsmerkmale gering ausgeprägt sind.
Die leukosomen Flammen im dunklen Mesosom stellen sich als undeutlich begrenzte, abgerissene, wellige Streifen dar. Das Mesosom ist mittelkörnig und durch Einregelung der plattigen Glimmerkristalle und anderer mafischer Minerale gneisig liniert; es enthält zentimetergroße, grüne Feldspatkristalle.
Die granitischen (leukosomen) Flammen gehören bei nahezu übereinstimmender mineralischer Zusammensetzung zwei verschiedenen Generationen an. Sie sind etwas unterschiedlich geformt und bilden voneinander abweichende Winkel.
Für weitere Information siehe Gravesen 1996, S. 77.
 
Handstücke aus dem Anstehenden, Geozentrum Hannover, Universität Greifswald u. a.:
Paradisbakke-Granit Paradisbakke-Migmatit
 N Paradisbakkerne Bodils Kirke Paradisbakkerne Præstebo
Paradisbakke-Migmatit Paradisbakkerne    
Præstebo im Gelände, Paradisbakkerne    
       
 
Beschreibung aus Zandstra 1988 (s. u.) S. 366:
Paradisbakke-Granit
"... Die Hauptfarbe wird bedingt durch helle und dunkle Bänder und Streifen oder sie ist recht monoton dunkelgrau; feinkörnig, migmatitisch; Einsprenglinge aus wenige mm großem, klarem grauem oder gelbgrünem Feldspat, vor allem Plagioklas; in den dunklen Bändern schwarze Streifen mit viel Biotit und Hornblende; Quarz zuweilen rötlich; Titanit; die hellen Bänder bestehen überwiegend aus Mikroklin und Quarz; Verlauf der Bänder häufig gewellt.

Dieser als Geschiebe selten zu erkennende Vertreter der Bornholm-Granite wird als Varietät des Streifengranits angesehen. In seiner Hauptform steht er NW von Nexö an. Es ist ein grauer, schwarz und weiß geflammter, feinkörniger, linierter Granit, der auf Bornholm, sofern er nah an der Oberfläche liegt, oft rötlich und recht hell erscheint.
Die hellen, aplitischen Bänder sind gegenüber den dunklen nicht scharf abgegrenzt. Meist sind sie ein paar cm breit und 10-20 cm lang. Nicht selten treten pegmatitische Partien auf. Feldspateinsprenglinge kommen meist nicht vor. Die Korngröße der hellen Bänder ist immer etwas größer als die Matrix der dunklen Bänder. Die Zusammensetzung: in der Hauptsache Mikroklinperthit und Quarz, ferner etwas Plagioklas. Dunkle Minerale, teilweise in Gruppen versammelt, sind nicht selten; ihre Zusammensetzung stimmt mit den dunklen Lagen überein.
Die größeren Feldspatkristalle in den hellen Bändern bestehen zum größeren Teil aus grauem oder gelbgrünem Plagioklas von wenigen mm Größe, selten bis rund 1 cm. Die Form der Tafeln ist unregelmäßig, hier und da mit der Andeutung einer primären, rechteckigen Form. Der Kern ist häufig leicht trübe; bei Verwitterung zeichnet sich deutlich ein schmaler Albitrand ab.
Die dunklen, größtenteils doch sehr feinkörnigen Bänder sind wiederum selbst gestreift durch Biotit und Hornblende. Manchmal verlaufen diese Streifen parallel zu den hellen Aplitlagen, oft bilden sie jedoch einen Winkel zu ihnen. Die dunklen Bänder stellen die Hauptmasse des Gesteins. Die Matrix besteht vor allem aus Quarz und Mikroklin, ferner aus Plagioklas, Hornblende und Biotit. Der Quarz ist stellenweise rötlich. Der Mikroklin ist nahezu transparent und sieht sehr frisch aus. Titanit kommt reichlich vor, vor allem als Umrandung von Erzkörnern, aber auch als eigenständige Körner. An Akzessorien sind Erz, Apatit und Zirkon zu nennen....
(Hier sind in einer Tabelle die Merkmale der Granite von Bornholm einander gegenübergestellt.)...
Paradisbakke-Granit stimmt in der Zusammensetzung weitgehend mit dem Rönne-Granit überein und enthält wie dieser relativ viel Hornblende (bis mehr als 10% des Gesteinsvolumens). Im Aussehen weicht der Paradisbakke-Granit allerdings stark ab. Das aus zwei sehr unterschiedlichen Elementen bestehende Gestein (ein „weißer“ Aplit oder Granit und ein dunkler, metamorpher Gneisgranit) ist ein typisches Beispiel für einen Migmatit. Petrographisch gesehen ist also Paradisbakke-Migmatit die korrekte Bezeichnung..."
Zandstra J. G. 1988: Noordelijke kristallijne gidsgesteenten, E. J. Brill 1988 S. 366
 
 
Exkursionsbilder, zur Ergänzung: https://strand-und-steine.de/landschaft/ostseeraum/bornholm/kristallin.htm#Paradisbakke-Migmatit
 
Literatur:
v. Bubnoff S., Kaufmann R. 1933: Zur Tektonik des Grundgebirges von Bornholm, Geologische Rundschau 24, 6, S. 378-389
Callisen K. 1932: Beiträge zur Kenntnis des Granitgrundgebirges von Bornholm. Dissertation. University of Copenhagen.
Callisen K. 1934: Das Grundgebirge von Bornholm. Danm. Geol. Unders., II Række, Nr. 50. 266 S.
Gravesen P. 1996: Bornholm  -  En beskrivelse af områder af national geologisk interesse (in der Reihe: Geologisk set), Miljø- og Energiministeriet Skov- og Natursstyrelsen, Geografforrlaget, Brenderup
Hesemann J. 1975: Kristalline Geschiebe der nordischen Vereisungen, GLA Nordrhein-Westfalen S. 44, 45
Jørgart T. 2001: Bornholm Grundfjelds Geologi. En ekskursionsfører. Publikationer fra Institut for Geografi og Internationale Udviklingsstudier. Kompendium nr. 111. Roskilde. Universitetscenter.
Zandstra J. G. 1988: Noordelijke kristallijne gidsgesteenten, E. J. Brill 1988
Zandstra J. G. 1999: Platenatlas van noordelijke kristallijne gidsgesteenten, Backhuys Leiden, Nr. 22
2 und 223
 
 
  zur Übersicht Bornholm
zur Übersichtskarte Lokalität Nr. 15