Finnland  -  Vulkanite  -  Uralit-Porphyrit

In metamorph überprägten Vulkaniten (häufig durch Kontaktmetamorphose) bilden sich Klinopyroxene zu faserigen aktinolothischen Amphibolen um (= Uralitisierung). In verschiedenen Gegenden Finnlands kommen Uralit-Porphyrite vor.
"Für die Gegend zwischen Åbo (Turku) und Lovisa giebt es keine anderen Gesteine, welche zu Leitgesteinen verwendbar sind, als die Uralitporphyrite von Tammela und Kalvola, sowie der Gegend von Borgå, die zwar eine beschränkte Verbreitung, dafür aber eine sehr charakteristische Beschaffenheit besitzen. Auch einzelne der Schiefergesteine der Gegend von Tammerfors (= Tampere) dürften zu dem genannten Zwecke verwendbar sein, falls sie überhaupt Deutschland erreicht haben..." (Sederholm 1895)
 
Handstücke aus dem Anstehenden, BGR Hannover und Berlin:
Sattula  NNW Tampere NNW Tampere Pellinge
   
Näsijärvi Torajärvi    
       
Beschreibung aus Zandstra 1988 (s. u.) S. 95:
Finnischer Uralitporphyrit
"...Die Grundmasse ist für das bloße Auge beinahe dicht, grün- oder grauschwarz, in der Verwitterung dunkelgrün, grüngrau oder bräunlich; unebener Bruch; bis 8 mm große, dunkle, faserige Einsprenglinge aus Uralit, die in der Verwitterungskruste von Geschieben als Erhöhungen erkennbar sind; der Uralit ist mehr oder weniger viereckig oder abgerundet eckig; Konzentrationen von Biotit, manchmal pseudomorph nach Olivin; viele stecknagelkopfgroße, hellfarbige oder weiße Feldspateinsprenglinge.

Der typische, finnische Uralitporphyrit, wie er in den südwestfinnischen Gemeinden Hattula, Kalvola und Urjala vorkommt, ist ein grünschwarzes, sehr feinkörniges bis dichtes Gestein mit 3 – 8 mm großen, kristallographisch gut erkennbaren Uralit-Einsprenglingen. Seltener sind Kristalle bis 12 mm Größe. Diese kurzen Uralitsäulchen, die in der Verwitterung von Geschieben als dunkle Erhabenheiten in der Kruste sichtbar sind, zeigen noch deutlich die Kristallform des Augits. Hornblende, die an die Stelle von Augit tritt, ist faserig aufgebaut. Auch unverwandelte Augite sind vorhanden. Ferner kommen Biotitkonzentrationen vor, sie zeigen teilweise eine Pseudomorphose nach Olivin.
Zahlreiche sehr kleine Plagioklaseinsprenglinge sind makroskopisch als weiße, breitrechteckige Fleckchen sichtbar; die Täfelchen sind fein gestreift (Albit). Mikroskopisch scheinen die größeren Feldspäte Umwandlungen in ein grobkörniges Gemenge aus Epidot und Zoisit aufzuzeigen. Auch ist der Plagioklas manchmal von Uralit durchwachsen. Die Grundmasse besteht aus Aktinolith, Plagioklas, Biotit, Epidot, Quarz, Titanit und Erz. Bei intensiver Verwitterung nimmt die Grundmasse eine grüne oder graue Farbe an. Mit der Lupe lässt sich die Zusammensetzung der feinen Masse übrigens nicht feststellen.
Die oben genannten Gegebenheiten wurden hauptsächlich Sederholm (1891) und Mende (1925) entnommen. Beide schätzen das Gestein als wertvolles Leitgeschiebe ein, ebenso Korn (1927), der darauf hinweist, dass die finnische Herkunft von Geschieben vor allem aus Steingesellschaften hergeleitet werden kann. „Es wird also immer auf die Begleitgesteine ankommen, wie man sich in der Heimatbestimmung zu entscheiden hat.“ Korn nimmt an, dass die meisten Geschiebe aus dem Tammela-Gebiet stammen, westlich von Tavestehus (= südlich von Tampere bzw. Tammerfors). Auch bei Pellinge nahe Borgå kommt Uralitporphyrit vor; das Gestein ist hier reicher an Uralit, und die „Buckel“ sind kleiner und schmaler als bei Tammela. Van Calker (1912) nennt zwölf Geschiebe aus dem Moränenlehm im „Sterrebos“ und bei dem „Boteringesingel“ in der Stadt Groningen; sie stimmen mineralogisch und in Bezug auf ihr Gefüge mit Handstücken aus dem finnischen Muttergestein überein. Van Calker gibt folgende allgemeine Charakterisierung: die verwitterte Außenseite von Geschieben ist glatt oder übersät mit feinen Grübchen und Furchen, grüngrau oder bräunlich, mit einer wechselnden Anzahl dunkler, 2 – 5 mm großer Uraliteinsprenglinge; die Form des Uralits ist viereckig mit abgerundeten Ecken. Die Bruchfläche des Gesteins ist grauschwarz und uneben, der Uralit im Bruch schwarz glänzend. Ferner zeichnen sich mehr oder weniger deutlich hellfarbene, stecknadelkopfgroße Pünktchen und Streifen in der dunkelfarbigen Matrix ab. Das sind Plagioklaseinsprenglinge, die erst in der Verwitterung als weiße Flecken zum Vorschein kommen. Bei einem der zwölf Geschiebe waren die Feldspäte übrigens größer und deutlicher zu sehen..."
Zandstra J. G. 1988: Noordelijke kristallijne gidsgesteenten, E. J. Brill 1988
 
 

Literatur:
Eskola P. 1953: Die Bothnische Formation im Finnischen Grundgebirge. Geologische Rundschau 1953, 41, 1, 11-20
Mende F. 1925: Typengesteine kristalliner Diluvialgeschiebe aus Südfinnland und Åland. Zeitschr. für Geschiebeforschung Bd. 1 H.3, 1925
Sederholm J. J. 1891: Studien über archäische Eruptivgesteine aus dem südwestlichen Finnland. Tschermaks mineralogische und petrographische Mitteilungen, März 1891, 12, 2, S. 97-142
Zandstra J. G. 1988: Noordelijke kristallijne gidsgesteenten, E. J. Brill 1988
Zandstra J. G. 1999: Platenatlas van noordelijke kristallijne gidsgesteenten, Backhuys Leiden
   

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