Südnorwegen  -  Der Oslo-Graben 

Während einer Zeitspanne von rund 70 Mio. Jahren durchlief die Oslo-Region im Proterozoikum (Spätes Karbon -  Perm) eine Abfolge magmatischer Ereignisse, die eine Fülle ungewöhnlicher Gesteine und seltener Minerale entstehen ließ. Massive tektonische Erschütterungen, begleitet von umfangreichem Vulkanismus führten im präkambrischen Grundgebirge zwischen Skagerrak und Mjösa zu einem mehrphasigen Grabenbruch. Heute stellt sich der Oslo-Graben als "eine durch staffelförmige Verwerfungen begrenzte Einsenkung ... von ungefähr 200 km Länge und 20 - 60 km Breite" dar. "Einzelne bis 60 km lange Spalten mit Ganggesteinen durchsetzen die Flanken des Grabens und greifen auf die schwedische Westküste (Bohuslän) über..." (Hesemann S. 204)
Die Graben-Region besteht aus vier unterschiedlich gekippten Segmenten: Rendalen-, Akershus-, Vestfold und Skagerakk-Graben (Ramberg 2008).

Die neben stehende Kartenskizze zeigt in vereinfachtem Überblick die wichtigsten Formationen:
- Das alte Grundgebirge beidseits der Grabenzone (Granitoide und metamorphe Äquivalente).
- In den Graben eingesunkene kambrosilurische Sedimentgesteine (Quarzit, Arkose, Grauwacke, Schiefer, Phyllit, Kalkstein, Dolomit). Sie gehören der proterozoischen Gesteinsdecke an, die weiter nördlich dem Grundgebirge in großen Teilen flächig aufliegt.
- Permisch-karbonische Magmatite (Granite, Syenite, Monzonite, Nephelin-Syenite, foidhaltige Monzosyenite, Diorite).
Kleine gabbroide Intrusionen (Essexite) und Gänge wurden nicht gekennzeichnet.
- Permische Vulkanite (Basalte, Rhombenporphyrn, Oslo-Quarzporphyre (Rhyolith), Trachyte, Tuffe und Ignimbrite).

                 In Farbe übertragene Kartenskizze zum Oslo-Graben
                 
aus Zandstra 1988, S. 375  (vereinfacht nach Nystuen 1975)
        □ = Kartenausschnitte mit Fundlokalitäten
     
 
   
Die magmatische Aktivität "führte zur Entstehung einer Gruppe von Alkaligesteinen, die petrographisch als „Osloprovinz“ (Dons & Larsen 1978) bekannt sind. Der über zwei Phasen verteilte Zeitrahmen des Magmatismus datiert von 295 bis 245 Mio. Jahren vor heute (Neumann 1980): Ende Karbon und Perm, d. h. in der letzten Periode des Paläozoikums. Zunächst wurde Magma entlang des Bruches empor gepresst; später entstanden Vulkane und Lavadecken (Oftedahl 1967, 1980).
"Die erste vulkanische Phase begann mit der Genese eines dem Gabbro verwandten Gesteins, als Pfropfen in Kraterschloten (Oslo-Essexit). Darauf erfolgte der Ausfluss von Basalt- und Rhombenporphyrlava und Intrusionen von monzonitischen Gesteinen (Larvikit-Serie) sowie von dem etwas jüngeren, aber nahe mit dem Larvikit zusammenhängenden Lardalit und dem Nephelinsyenit. Die Mehrzahl der genannten Gesteine wird im südlichen Teil des Oslo-Gebiets in situ vorgefunden.
Die zweite vulkanische Phase ging einher mit dem Ausfluss von Magma und der Bildung von „saurem“ Felsitporphyr und verwandten Gesteinen; anschließend mit der Intrusion und Extrusion von Quarzmonzonit (Akerit); Grefsen-Alkalisyenit (Nordmarkit) und Alkaligranit (Ekerit). Wie die Verbindung zu den Biotitgraniten und zum Rapakivi zu sehen ist, ist noch nicht ganz deutlich. Die Gesteine aus der zweiten Periode sind vor allem im nördlichen Teil des Oslo-Gebiets verbreitet..." (Zandstra 1988 S. 373)
 
Die wichtigsten Gesteine der Oslo-Provinz und ihre Verbreitung im Anstehenden (nach Barth 1945, abgeändert durch Oftedahl (1960a), in Zandstra 1988 S. 374:
  qkm
Magmatyp
entstanden als:
Larvikit  
Nordmarkit / Pulaskit  
Rhombenporphyr  
Biotitgranit  
Ekerit  
Basalt  
Kjelsåsit  
Lardalit und Nephelinsyenit  
Trachyt, Quarzporphyr 
Tuff
Oslo-Essexit  
1705
1400
1160
840
821
220
201
65
55
25
15
monzonitisch
syenitisch
monzonitisch
granitisch
granitisch
gabbroid
monzonitisch
nephelin-monzonitisch
intermediär bis sauer
monzonitisch
gabbroid
Intrusivgestein
Intrusivgestein
Vulkanit (hauptsächlich)
Intrusivgestein
Intrusivgestein
Vulkanit
Intrusivgestein
Intrusivgestein
Vulkanit
Vulkanit
Intrusivgestein

Summe

6507 qkm

 
 
Da große Teile der permischen Gesteinsbildungen inzwischen wieder durch Abtragung verschwunden sind, liegen heute die ursprünglich tiefer entstandenen Plutonite an der Oberfläche aufgeschlossen: Drammen-Granit, Larvikit und Nordmarkit (Grefsen-Syenit) sind viel verwendete Bau- und speziell Fassadensteine.
 
Der erstmalig und wegweisend das Oslo-Gebiet erforschende Geologe W. C. Brøgger (1851-1940) hatte  -  um dem wachsenden Interesse an den außergewöhnlichen Gesteinen des Oslo-Grabens zu entsprechen  -  Probensortimente zusammenstellen lassen und geologischen Instituten in Europa zur Verfügung gestellt. Die der Königlich-Preußischen Geologischen Landesanstalt überlassene Sammlung befindet sich heute  -  soweit erhalten  -  in der Petrographischen Sammlung des Naturkundemuseums Berlin (ca. 160 Stück), ein kleinerer Teil (45 Stück) in der BGR Berlin. Die beiden Sammlungsteile werden hier gezeigt.
 
 
 
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