Schweden  -  Impaktite  -  Miensee

"Etwa 30 km nördlich von Karlshamn im südöstlichen Schweden liegt der kreisförmige, 10-30 m tiefe und 6 km im Durchmesser messende Mien-See. Im Westen und Norden steht das Grundgebirge an. Von der Insel Ramsö nach Süden sind lavaähnliche Gesteine über brekziösem Grundgebirge (bis 70 m Tiefe brekziös) und am Südufer des Sees Geschiebe gefunden worden, welche viele Einschlüsse vom Grundgebirge (Granit, Gneis, Pegmatit, Diorit, Diabas) in einer glasartigen bis lavaartigen Grundmasse enthalten. Das Gestein wurde zuerst als Rhyolith angesprochen, von ZIRKEL (1893-1895) aber bereits als anormales Eruptivgestein hervorgehoben. Der See wurde anfangs als tertiärzeitlicher Krater, Maar oder als Mondeinschlag gedeutet, bis die Auffindung von Coesit (Hochdruckmodifikation von Quarz), von aerodynamisch geformten Glasflatschen, von Tuffbrekzien, einschlussreichen lavaähnlichen Gesteinen sowie die lamellare Deformation von Quarz einen Meteor-Einschlag bezeugten, denn die Deformationen von Quarz entstehen nur unter hohem, irdisch kaum verwirklichtem Druck. Mit der Gesteinszerstrümmerung ging auch eine Aufschmelzung von Gesteinen einher, und außer Quarzen wurden Feldspäte und andere Mineralien mit künstlichen Spaltflächen und Deformationen (von ENGELHARDT et al. 1969) wie in Gesteinen des Nördlinger Rieses beobachtet. Auf diese Weise finden die rundliche Form des Sees, die Brekziisierung des Grundgebirges und die einschlussreichen Gläser ebenfalls ihre Erklärung." (Hesemann 1975, S. 98)
                                                                  
Gesteinsproben aus dem Mien-Gebiet, Sgl. A. P. Meyer, Jensch, Perry, Lindner und Wilske:
Mienit Mienit Mienit
 
       
 
"Man kann sechs Gesteinstypen unterscheiden (Holst 1890, Stanfors 1969, Thiedig 1971):
  1) Häufigstes Gestein. Weiß-aschgrau und sehr porös (Blasen) oder schwarzbraun-schwarz und dann dicht und splittrig. Viele Einschlüsse von Gneis, Granit, Pegmatit und Quarz. Feldspäte kaolinisiert. In Drusen Brauneisen und gelb grüner Heulandit. Mikroskopisch kaffeebraungraue Grundmasse aus Glas mit Feldspat, Quarzmikrolithen, dunklen Trichiten, auch Margariten. Außerdem Magnetit, Chlorit, auch Sphärolithe.
  2) Lavaartiges Gestein. schwarzes, glänzendes (verwittert basaltgraue), halbglasiges Gestein mit Fluidalstruktur, sprungreich, meist mit reichlichen Einschlüssen von weißem bis hellgrauem Quarz, auch Feldspat, Granit und Gneis (oft von einem feinkörnigen Hof umgeben). Mikroskopisch Mikrolithe von Orthoklas, Plagioklas, Quarz, rhombischem, pleochroitischem Pyroxen, Magnetit und schwarzen Trichiten. Zuweilen auch megaskopisch sichtbare, lamellar aufgebaute Anhäufungen von deformiertem Quarz und, nach der Tafelförmigen Ausbildung zu schließen, von Tridymit sowie  -  entsprechend der "Ballenform"  -  von Christobalit (Abb. 20).
  3) Obsidianartiges,, schwarzes glasiges Gestein, zerbrechlich, porös, Einschlüsse selten.
  4) Brekzienartiger Tuff, braun, schmutzig-gelb, grau, grauweiß. In kaolinisierter Grundmasse kleinste und größere Bruchstücke von Grünstein, kambrischem Sandstein, "Rhyolith" und frischen Augiten. Einschlüsse gerundet, wenigstens an den Kanten.
  5) Suevit. Fragmente von grauem und rötlichem Granit und Gneis, auch von Pegmatit, Quarzit, Sandstein, die alle mehr oder weniger stark eingeschmolzen sind, in einer grünbraunen, kieseligen oder kaolinigen Grundmasse mit dunklen Glasflatschen im Zentimeter-Bereich.
  6) Frisch schwarzes bis graues lavaartiges Gestein, glasig bis fein-kristallin, verwittert dunkelgrün und matt, mit Einschlüssen von viel Quarz, Feldspäten, Chlorit und kristallinen Gesteinen. Auch rötlichbraun-grau, blasig, mit Mandeln (bis 6 mm)..." (Hesemann 1975, S. 99-102).
 
   
weiterführende Literatur (Auswahl):
Fregerslev S., Carstens H. 1976: Chromian spinells in impact melt rocks o Lake Mien, Sweden. GFF 98, S. 316-321
Hesemann J. 1975: Kristalline Geschiebe der nordischen Vereisungen, GLA Nordrhein-Westfalen
Holst N.O. 1890: Rhyolither vid Sjön Mien. SGU C 110
Stanfors R. 1969: Lake Mien - an astrobleme or a volcanic-tectonic structure. GFF 91, S. 73-86
Stanfors R. 1973: Mienstrukturen - en kryptoexplosiv bildning i Fennoskandias urberg. Akademisk avhandling, Geologiska institutionen, Lunds universitet, Lund S. 1-134
Svensson N.B., Wickman F.E. 1965: Coesite from Lake Mien, Southern Sweden. Nature 205 S. 1202-1203. ID-Kode: ISSN:0028-0836
Thiedig F. 1971: Großmeteoriten-Einschläge in Skandinavien und ihre Bedeutung für die Geschiebeforschung. -  Der Geschiebesammler 6, S. 1-34

 
       
       
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